Viko, Telko, Datenschutz K.O.? Video- und Telefonkonferenzen im Arbeitsleben [Teil 2]

Symbolbild für Videokonferenz-Tools

Video-Telefonie bringt uns in Zeiten des analogen Abstands digital näher zusammen. Doch welchen Tools kann man derzeit vertrauen?


Praktisch, effizient und schnell. Aber auch datenschutzfreundlich? Welche Tools können verwendet werden? Wir haben für euch die ExpertInnen-Infos zusammengetragen.

Normaler Weise würde die Abteilung Arbeit & Technik keine Empfehlungen zu konkreten tools abgeben. Warum eigentlich nicht? Angebote ändern sich viel zu rasch, verschwinden aus dem „digitalen Warenkorb“ oder es kommen welche dazu. Um wirklich up-to-date zu sein, müssten wir daher wesentlich mehr Ressourcen für die Beobachtung und Analyse des online Angebots haben. Um ehrlich zu sein, fehlt uns auch das software-entwicklerische Knowhow für eine technisch einwandfreie Begutachtung und Evaluierung. Dennoch machen wir in diesem Zeitalter des Homeoffice eine Ausnahme, um denjenigen Arbeitnehmer*innen, die von daheim aus ihren beruflichen Verpflichtungen nachgehen, eine Orientierungshilfe zu geben. Was an organisatorischen Fragestellungen bei der Anwendung von Video-Konferenz-Tools seitens der Betriebsrät*innen zu beachten ist, haben wir an anderer Stelle in diesem Blog zusammengefasst. Hier und jetzt geht es um konkrete Anwendungen für Videokonferenzen.

Bekannte Klassiker wie auch neue Tools bereichern die digitale Arbeitswelt und preisen ihre Dienste (in dieser Krisen-Zeit teilweise kostenlos) an. Aber wie verhält es sich nun hier mit dem Merksatz: Ist ein Dienst kostenlos, bezahlt man mit seinen Daten? Wir haben die wichtigstes Infos von ExpertInnen eingeholt und hier für euch zusammengefasst.

von ExpertInnen empfohlen

Jitsi

Das quelloffene Tool Jitsi Meet bekommt von mehreren ExpertInnen ein positives Zeugnis: Video-, Audio- und Textchat sind kein Problem und auch Screen-Sharing ist möglich. Jitsi ist datenschutzfreundlich, und kann selbst gehostet werden. Einzig der Browser Mozilla Firefox hat in manchen Fällen ein Problem mit Jitsi. Laut ExpertInnen: 👍

fairmeeting

Fairmeeting beruht auf Jitsi Meet und ist genauso datenschutzkonform und läuft auf österreichischen Servern. Die AnbieterInnen bieten Hilfe mittels eines Wikis und das tool kann auch zum Online-Unterricht genutzt werden. Aber auch hier gibt es mitunter Probleme mit Mozillas Firefox.

Samba Live

In weiten Kreisen noch nicht sehr bekannt ist die Produktpalette von Sambalive mit Videokonferenzen, virtuellen Klassenzimmern, der Verwaltung von Veranstaltungen, etc. Es handelt sich dabei zwar weder um ein OpenSource- noch um ein kostenloses Produkt, doch bleiben die Daten innerhalb der EU (Anbieter ist in Spanien zu Hause), die Oberfläche ist einfach gestaltet, intuitiv nutzbar und es wird privatsphärefreundlich gearbeitet.

Bei mehr als 20 Teilnehmenden kann es allerdings an die Kapazitätsgrenzen stoßen und die gesplitteten Gruppen (breakrooms) funktionieren dann nicht mehr ganz einwandfrei.

Dennoch eine Empfehlung für diejenigen, die gerne mal was Anderes ausprobieren wollen.

Ciscos Webex

hat seine Marktchance in der Corona-Krise gewittert und stellt seine Dienste momentan in vielen Regionen kostenlos zur Verfügung. Für Einzelpersonen ist es immer kostenlos und nur der/die Administrator*in benötigt einen Account bei Webex, alle anderen Teilnehmer*innen können per Link eingeladen werden.

Cisco Webex kann auch für Webinare und Konferenzen genutzt werden und ist eine Alternative zu MS Teams. Zusätzliche Funktionen (wie Whiteboards, Screen-Sharing und Textchats mit Dateianhängen) sind bei Webex gut ausgebaut (mitunter wird es allerdings etwas unübersichtlich) und können auch ohne einen kostenpflichtigen Account genutzt werden.

Allerdings ist man als Webex-NutzerIn immer in einem (im Fall von cisco zwar privacy-shield-geschützten -) US-amerikanischen Datenschutz-Universum unterwegs und somit ist die Überprüfbarkeit von Transparenz der (weiteren?) Datennutzung und Schutz der Privatsphäre enden wollend.


Vorsicht geboten:

Zoom

Zoom steht bereits seit einiger Zeit in der Kritik von ExpertInnen. Das US-basierte Unternehmen bietet mit Zoom eine proprietäre Streaming-Lösung an, deren Verschlüsselungsmethoden für Gespräche unzureichend sind. Die Zoom-iOS-App wurde kritisiert, weil sie ein verbreitetes Software Development Kit enthielt, das Informationen über das verwendete Smartphone an Facebook übertrug, ohne dass dies in der Datenschutzerklärung erläutert wurde. Zoom entfernte das SDK daraufhin über ein Update. Die ExpertInnen von Epicenter.works warnen davor, dieses Tool zu nutzen: Dritte können den Datenverkehr abfangen und entschlüsseln. Zoom selbst hat Zugriff auf alle Inhalte, trotz behaupteter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Lieber nicht verwenden!👎

Skype

Das gute alte Skype. Sehr weit verbreitet, läuft es stabil und ohne Probleme. Nach Anmeldung und Login kann es auch schon losgehen. Aber Vorsicht: es ist unverschlüsselt und daher unsicher (siehe die Snowden-Enthüllungen ). Zudem ist es in die Microsoft-Umgebung integriert und wird über kurz oder lang von MS Teams abgelöst werden.

Oldie, aber kein Goldie. Daher lieber nicht. 👎

GoToMeeting

Bietet umfangreiche Funktionen und professionellen Support. Es ist ein US-amerikanisches Produkt, die Server stehen außerhalb Europas. Jedoch verfügt der Anbieter (LogMeIn Inc.) eine Privacy-Shield-Zertifizierung. Die Bezahlung erfolgt über ein Abo-System.

Kein Server in Europa? – vielleicht doch besser ein anderes Tool verwenden.

Kennt ihr auch noch andere, vertrauenswürdige Tools? Oder auch weniger vetrauenswürdige, vor deren Verwendung unbedingt gewarnt werden sollte?

Ihr wollt immer am aktuellsten Stand in Sachen Datenschutz in Österreich sein? Schaut bei einem der vertrauenswürdigsten Anbieter von Datenschutz-Infos vorbei: Epicenter.Works.

Eine gute Übersicht über die datenschutzrechtlichen Fragen rund um Videokonferenz-Tools bietet auch die GDD (Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit) in ihrer Praxishilfe sowie einer Excel-Tabelle mit allen bekannten Tools.

Vorab genaue Informationen einzufordern und Fragen zu stellen, ist auch in Krisenzeiten wichtig; vielleicht sogar umso wichtiger!

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